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Allgäuer Zeitung, 29.07.2004


Hans Glöggler hat in Füssen Spuren hinterlassen


++ 29.07.2004, Füssener Blatt ++
Hans Glöggler hat in Füssen Spuren hinterlassen
Der "leidenschaftliche Unternehmer" mit sozialer Ader ist im Alter von 94 Jahren gestorben - Die letzten drei Jahre im Seniorenheim
Füssen(asp). - Er war zu seinen besten unternehmerischen Zeiten "Baulöwe" und "Textilzar", Herr über und Beteiligter an etlichen Firmen mit insgesamt mehr als 13000 Beschäftigten. Er war aber auch ein Förderer sozialer Einrichtungen und des Eishockey-Sports: Hans Glöggler. Am vergangenen Montag starb er.

Hans Glöggler lebte die letzten drei Jahre im Seniorenheim St. Michael in Füssen. Am vergangenen Montag ging es ihm gesundheitlich nicht gut. Der Notarzt musste gerufen und Glöggler ins Krankenhaus gebracht werden. Die Erkrankung war stärker als die Kunst der Ärzte: Glöggler starb im Alter von 94 Jahren. In den Schlagzeilen der Medien war Glöggler vor allem in den 1970er-Jahren immer wieder zu finden. "Er hatte einen Größenwahn", sagen ihm die einen nach, die Glöggler erlebten. "Der Glöggler hat ganz Großes getan", berichten andere. Einer von ihnen ist der langjährige frühere Füssener Stadtrat Georg Doser. "Der Glöggler isch nie aufm hohe Ross g'hockt", erzählte er. Doser hat mit seiner Firma zu Glögglers Zeit in den Füssener Hanfwerken Installationsarbeiten erledigt: "Die Rechnungen wurden immer sofort bezahlt." Warum es mit Glögglers Firmen-Imperium aber doch "den Bach na gange isch", (Doser), davon weiß der Pfrontener Helmut Böck: "Als es im Herbst 1975 finanziell eng wurde, hat Glöggler nicht den Rat von Fachleuten und Banken befolgt." Damals steckte viel Fremdkapital in der Firma, die Zinsen stiegen in den zweistelligen Bereich, der Glöggler-Konzern brach zusammen und mit ihm die Hanfwerke Füssen-Immenstadt. Helmut Böck kämpfte nach dieser Konzern-Pleite mit Politikern und Banken erfolgreich um den Erhalt der Arbeitsplätze und der "Fabrik" in Füssen. Entstanden ist die Füssener Textil AG. Bis Ende 2003 war Böck der Vorstandssprecher. Er hatte zuvor fünf Jahre unter Glöggler gearbeitet, bezeichnet ihn als "leidenschaftlichen Unternehmer" und erinnert an die "sehr soziale Einstellung" von Hans Glöggler zu den Mitarbeitern: Es gab jede Menge Betriebsfeiern, an Weihnachten immer das "Glöggler-Paket" mit Handtüchern, Hemden und anderen Produkten aus dem Konzern. Glöggler habe in Füssen auch investiert und "die große Halle" auf dem Betriebsgelände gebaut. Spuren hinterließ Hans Glöggler in Füssen auch als Förderer. Er stiftete ein Sanitätsauto für das Rote Kreuz, griff der Feuerwehr unter die Arme und sonnte sich als Sponsor in den Erfolgen des EV Füssen. "Ab und zu wurden wir vom Glöggler zum Essen eingeladen", erinnert sich Peter Schwimmbeck. Er absolvierte über 1000 Spiele für den EV Füssen, trug 35 Mal das Trikot der Eishockey-Nationalmannschaft, erzählt von den Turnieren um den "Hans-Glöggler-Pokal": Da gab's für jeden von Glöggler einen Bademantel, "Geld bekamen wir keines, wir waren alle Amateure". Ein Erlebnis wird Peter Schwimmbeck nie vergessen: Weil Glöggler ein "Modezar" sein wollte, organisierte er eine Modenschau im damals schon Allgäuer Top-Hotel "Sonnenalp" in Ofterschwang. Zuvor absolvierte die Mannschaft des EV Füssen in Oberstdorf ein Freundschaftsspiel gegen ein russisches Spitzenteam, dann folgte in der "Sonnenalp" ein feines Essen, ehe hübsche Mannequins die neuesten Modelle auf dem Laufsteg zeigten. Nach dem Zusammenbruch seines Konzerns flüchtete Hans Glöggler. Als der Ermittlungsrichter gegen ihn wegen des Verdachts des Betruges Haftbefehl erließ, war er längst nach Kanada und Frankreich abgehauen. Zehn Jahre später waren das Verfahren wegen Verjährung abgeschlossen, der Haftbefehl aufgehoben - und Hans Glöggler wieder ein "freier Mann".Wirtschaft

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